Wir verbringen einen Teil unseres Sommerurlaubs in den letzten Jahren sehr gern am Schweriner See. Die Landschaft bietet alles, was uns glücklich macht: Wasser, Wald, Wiesen und Felder, Rad- und Wanderwege. Als wir 2020 dort waren, erhielt ich das erste Mal einen Hinweis auf den Heldenmarsch. Er hatte eine Woche vor unserem Urlaub stattgefunden. Ein Blick auf die Route einmal rund um den Schweriner See reichte, um sofort in mir den dringenden Wunsch einer Teilnahme zu wecken. Ein Jahr später war es dann soweit …
Holpriger Start
Ursprünglich war die Wanderung für den 26. Juni geplant, was bei uns das erste Wochenende in den Sommerferien war. Leider musste das Event aus den bekannten Gründen der Corona-Pandemie verschoben werden. Der Heldenmarsch wurde nun auf zwei Tage im August und September aufgeteilt und auch die Startgruppen wurden deutlich reduziert. Nun gut, dann eben noch einmal für ein langes Wochenende mit der Familie nach Meck-Pomm. Es gibt ja Schlimmeres 😉
Wir kamen schon am Freitagnachmittag an und konnten den vorzeitigen Check-In in der Schweriner City nutzen.
Vielen Dank für diese Option!
Dadurch konnte ich am Samstag – ich hatte mich für die Startgruppe um 7:00 Uhr eingeschrieben – mit nur 15 Minuten Vorlauf am Start erscheinen. Da unsere Unterkunft ca. 30 Minuten mit dem Auto vom Start entfernt lag, war ich sehr froh, mich auch bei dieser Wanderung auf die Begleitung durch Straußi verlassen zu können. Der Wahnsinnige fährt gegen 4 Uhr in Potsdam los, um kurz nach 6 Uhr an unserer Unterkunft aufzuschlagen. Noch schnell ein paar Kaffee in die Thermoskanne gedrückt, das Auto beladen und dann ab zum Start.
Knapp eine halbe Stunde später kommen wir auf dem Geländer der Kanurenngemeinschaft Schwerin an und werden überaus freundlich von den Organisatoren Anny und Chris und ca. 50 Startern begrüßt. Ein oder zwei Fotos und einen Riegel später geht es pünktlich um 7:00 Uhr dann auch schon los.
Etappe 1
Die Route war mit fünf Versorgungspunkten, die ca. 11 Kilometer auseinander lagen, von vornherein sehr gut aufgeteilt. Das erste Teilstück verläuft durch Schwerin vorbei am Schloss, durch die Innenstadt und schließlich stadtauswärts gen Norden in Richtung Bad Kleinen.
Ich starte mit gutem Schwung – die Morgenstunden liegen mir einfach – und renne nach 5 km direkt am wartenden Straußi vorbei 😉 Direkt am Ortsausgang werde ich das erste Mal von ordentlichen Steigungen überrascht. Das hatte ich in dieser Gegend nicht erwartet.
Plötzlich heißt es
Nass & Abenteuer oder Trocken & Asphalt?
Da ich Asphalt nicht so sehr mag, entschied ich mich für den Weg nach rechts, über die Wiesen am Ufer des Sees entlang. Landschaftlich eine wirklich tolle Idee. Für die Kraftausdauer eine erste echte Probe. Der Weg ist sehr uneben und hat ein paar ordentliche Gefälle zu bieten. Beim nächsten Mal werde ich die linke Route versuchen 😉
Nach dem Schlenker durch die Natur geht es für einen Kilometer über asphaltierte Radwege. Das tut nun auch ganz gut.
Rund 20 Minuten früher als geplant erreiche ich den ersten Verpflegungspunkt bei der Freiwilligen Feuerwehr in Schwerin-Wickendorf. Hier gibt es eine leckere Auswahl an handgemachten Brötchen, Obst und Getränken. Ich greife mir eine Auswahl und setze mich zu Straußi ans Auto. Es ist zwar erst 8:45 Uhr, aber die Sonne hat schon ordentlich Kraft, so dass ich gern im Schatten weile. Die Jacke hatte ihren Dienst für heute getan und das Basecap wird gegen den Sonnenhut getauscht. Dazu neues Wasser in den Rucksack und weiter geht’s …
Etappe 2
Nach nur 10 Minuten mache ich mich auf den 2. Abschnitt zum Bahnhof Bad Kleinen. Die Wege werden nun deutlich naturbelassener. Umgestürzte Bäume und schlammige Wege sind an einigen Stellen wirklich herausfordernd. Alles in allem aber dennoch gut zu überwinden.
Bei Kilometer 16 versorgt mich Straußi nur kurz mit neuen Getränken. Der nächste Versorger ist ja nur 6 Kilometer entfernt …
Rund 90 Minuten später traf ich „Zum Bierbug“ beim zweiten Versorgungspunkt ein. Hier gab es handgemachte Sandwiches, Obst und Kakao bis zum Abwinken. Der Bierbug liegt idyllisch direkt am Ufer des Schweriner Sees auf der anderen Seite der Gleise zum Bahnhof Bad Kleinen. Das führte zu dem kleinen Problem, dass Straußi nicht direkt zur Station kommen konnte. War aber auch nicht so schlimm, ein kurzer Anruf reichte auch. Zu Essen gab es hier ja genug und ein lockerer Schnack mit den Organisatoren und einigen Mitwanderern war auch noch drin 😉 Dennoch hielt es mich hier keine 15 Minuten und ich stampfte weiter.
Etappe 3
Das Teilnehmerfeld hatte sich mittlerweile sehr auseinander gezogen. Auf den Teilstücken zwischen den Stationen waren kaum noch andere Wanderer zu sehen. Allerdings kamen uns vermehrt Läufer entgegen. Der parallel stattfindende Schweriner Seentrail verlief gegen den Uhrzeigersinn auch einmal um den See und so gab es ab und an eine nette Ablenkung durch die Läufer.
Der Weg entlang des Sees war nun teils schattig, teils auch schon recht staubig, aber auf jeden Fall nicht mehr schlammig und auch schön eben. Dennoch bemerkte ich ca. ab Kilometer 25 ein leichtes Brennen am Hacken des rechten Fußes. Da ich aber wusste, dass ich in nur 2 km mit Straußi verabredet war, konnte ich das Signal ignorieren. Kurz vor unserem Treffpunkt bei km 27 gab es noch einmal einen ordentlichen Anstieg von 25%.
Im Schatten unter einem Baum gab es einen kleinen Snack und die Schuhe wurden nachgezogen. Dabei musste ich feststellen, dass nicht die Socken das Problem waren. Der viel zu nasse Marsch vom Fichtelberg zum Auersberg vor einem Monat hatte meinen geliebten Wanderstiefeln ordentlich zugesetzt. Das Leder am Hacken des rechten Stiefels hatte sich aufgelöst und so rieb der Socken direkt auf der Kunststoffschale. Glücklicherweise war die Haut nur leicht in Mitleidenschaft gezogen und da ich keine bessere Lösung wusste, ging es – neu geschnürt – einfach weiter …
Die Route geht ihrem nördlichsten Punkt zu und wir nähern uns sowohl der Mitte der Strecke als auch der Mittagspause. Für gut einen Kilometer geht es in sehr grüner Umgebung zwischen Schweriner See und Döpe entlang. Der Weg führt durch das Naturschutzgebiet Döpe und wir schlagen einen Haken vor dem Langen See.
Es folgt eine schier endlose Gerade über 2 Kilometer … rechts und links Maisfelder, wir gehen auf einem staubigen Weg. Die Sonne steht hoch am Himmel und sorgt für ordentlich Hitze. Schatten sucht man hier vergeblich. Mein Hacken meldet sich langsam spürbar. Ein paar nette Gespräche mit anderen Wanderern helfen, dieses Teilstück zu überwinden. Zwischendurch erreiche ich einen Teilnehmer, der in Flip-Flops unterwegs ist! Hier ergibt sich ein ausgiebiger Austausch über die Wahl des Schuhwerks.
Wir erreichen Flessenow. Schon von weitem sehe ich meine Familie und weiß, dass der nächste Rastpunkt nicht mehr weit ist. Dieser liegt direkt am Seecamping Flessenow und ist nur zwei Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Die Mädels begleiten mich über den letzten Kilometer bis zum Versorger und ich freue mich sehr über die ablenkenden Gespräche. Straußi ist auch schon seit einer Weile vor Ort und hat alles für eine angenehme Rast vorbereitet.
Die Betreuung ist wieder super freundlich und das Essen recht abwechslungsreich. Ich hätte mir zwar etwas Warmes gewünscht, bin aber mit Vollkornbrot und Banane auch recht zufrieden. Wir nutzen die Rast, um meinen Hacken mit einem Blasenpflaster zu polstern. Ich hoffe sehr, dass sich das Problem damit erledigt hat.
Etappe 4
Gut gestärkt mache ich mich nach nur 20 Minuten wieder auf den Weg. Da mich meine Mädels begleiten, kann ich langsam wieder in Schwung kommen. Wir gehen zusammen bis zu unserer Unterkunft. Die Kleinen freuen sich auf ihre Mittagspause. Es waren doch schon recht viele Schritte für die kurzen Beine 😉
Ich nehme wieder Fahrt auf, merke aber, dass das Pflaster am Fuß nicht hilft und das Problem mit meinen Schuhen nicht wirklich besser, sondern eher schlechter wird. Gut fünf Kilometer nach der Mittagspause bin ich planmäßig mit Straußi verabredet. Ich muss das Treffen nutzen, um hier irgendetwas zu tun! Der Hacken sieht mittlerweile echt schlimm aus. Das Pflaster wurde durch die Reibung an der Kunststoffschale komplett aufgerieben und rollt sich im Socken zusammen. Straußi hat die Idee und klebt die Innenseite des Schuhs mit Tape ab. Auf weitere Experimente mit Blasenpflastern verzichten wir. Das Tape schafft ein spürbares Polster zwischen Socken und Schale. Ich hoffe nur, dass diese Konstruktion hält! Nach diesen ungeplanten 20 Minuten Pause geht es zügigen Schrittes weiter auf dem Heldenmarsch.
Es folgt einer der anstrengendsten und wenig attraktiven Teilstücken des Marsches. Es geht über fast 10 Kilometer ausschließlich auf Asphalt und Beton. Zum größten Teil scheint die Sonne ohne jedes Hindernis auf uns herunter. Der Weg führt aus Radwegen durch Rampe, Panstorf und Leezen. Der geplante Versorger bei Kilometer 44 liegt noch einmal 3000 Meter weiter einen langsamen Anstieg empor. Beim „Blick auf Schwerin“ greife ich mir eine Banane. Durch die Wärme habe ich einfach keinen Hunger.
Das Teilnehmerfeld hat sich mittlerweile schon gut ausgedünnt. Ich sehe hier in viele müde Gesichter. Bis auf die Wärme geht es mir recht gut. Es ist 17 Uhr und die Sonne senkt sich langsam. Ich will nicht runterfahren und so geht es nach nur 10 Minuten auf die letzten 15 Kilometer …
Etappe 5
Zum Glück müssen wir dem heißen Asphaltweg nur noch einen weiteren Kilometer folgen. Dann biegt die Route nach rechts wieder in Richtung See ab. Schon zwei Kilometer später hatte ich mich ursprünglich mit Straußi zur Rast verabredet. Durch den letzten verspäteten Halt macht hier ein Stopp aber wenig Sinn. Wir klatschen kurz ab und es geht direkt weiter …
Ab hier beginnt ein weiterer sehr schöner Teil auf dem Heldenmarsch. Es geht wieder direkt am Ufer des Schweriner Innensees entlang durch einen schönen Wald. Die Luft ist deutlich kühler als auf der Straße und der Waldweg ist angenehm weich. Es ist knapp 18 Uhr und die Sonne senkt sich so langsam über dem See.
Nach gut 3,5 km erreichen wir das Schloss Raben Steinfeld und verlassen so gleich das Ufer. Der Weg verläuft durch einen sehr schönen Park und wir müssen für ein paar Meter wieder zurück auf einen Fuß- und Radweg. Mit nur 10 Minuten hinter meiner eigenen Planung erreiche ich den letzten kleinen Versorgungspunkt bei Kilometer 56. Es gibt ein alkoholfreies Bier samt Banane und einen eiskalten Mezzo-Mix von Straußi auf die Faust.
Etappe 6 – Schlussspurt
Die kühle Flüssigkeit und der Zucker tun gut! Erneut hoch motiviert geht es auf das letzte Teilstück. Die knapp 7 Kilometer sollten in 90 Minuten zu schaffen sein. Mit einem ordentlichen Energieschub bringe ich nun 10 Minuten pro Kilometer auf den Weg und hole einen Wanderer nach dem anderen ein. Ab und zu ein paar Worte der gegenseitigen Motivation und so fliegen die Meter nur dahin. Die fehlende Sonne und die vielen Bäume sorgen für sehr angenehme Temperaturen.
Kurz nach Kilometer 60 erreichen wir den Zippendorfer Strand. Hier ist ein Strandfest im Gange und wir haben mit unseren Armbändern freien Eintritt. Die Besucher sind sichtlich verwundert über uns Teilnehmer des Heldenmarsch, die hier etwas dichter bei einander laufen.
Ich überhole ein recht junges Pärchen, die sich sehr über den Weg schleppen. Ich grüße freundlich und sporne mit einem kleine Spruch an. Als sie erfahren, dass ich erst um 7 Uhr gestartet bin und damit also 60 Minuten auf die beiden aufgeholt habe, motiviert sie das leider nicht sonderlich. Aber es sind ja nur noch 3000 Meter!
Und die sind noch einmal etwas Besonderes: Der Weg führt nun quer durch den Schweriner Zoo! Um kurz vor 20 Uhr ist er für die normalen Besucher längst geschlossen und so laufen wir quasi alleine durch die Gehege. Was eine tolle Idee! Hier kommt mir Straußi entgegen und begleitet mich auf den letzten Schritten bis zum Ziel. Wir verlassen den Zoo wieder am Ufer des Faulen Sees.
Am Ziel angekommen werde ich von vielen anderen Finishern klatschend begrüßt. Nach einem kleinen „Walk of Fame“ zwischen Feuerschalen wird jeder Einzelne von den Organisatoren begrüßt und beglückwünscht. Wir halten uns nicht lange auf. Meine Mädels und ein herrliches Abendessen warten in unserer Unterkunft auf uns 🙂
Mein Fazit zum Heldenmarsch
Der Heldenmarsch verdient aus meiner Sicht des Prädikat
Besonders wertvoll
Die Route ist sehr abwechslungsreich, vom Höhenprofil nicht sehr anspruchsvoll und für Fans von Wasser ein absolutes Muss! Die Organisation ist einfach wunderbar und mit viel Liebe zum Detail. Und das man mit seinem Startgeld auch noch etwas Gutes für lokale Aktionen tut, setzt dem Ganzen die Krone auf. Ich war sicher nicht zum letzten Mal dabei …
[…] Heldenmarsch […]
[…] Heldenmarsch […]