Vier Monate sollten für eine Winterpause reichen! Im November hatten wir mit der 4. Etappe von Hennigsdorf nach Wensickendorf unser Wanderjahr 2021 beendet. Der Frühling macht sich langsam bemerkbar und so schnürten Karli, Fräänk und ich Anfang März unsere Schuhe und machten uns auf den nächsten Abschnitt des 66-Seen-Rundweg. Und so viel nehme ich schon einmal vorweg: Es war eine der bisher schönsten Etappen!
Die Anreise
Vom Rückweg der letzten Wanderung bis Wensickendorf wussten wir, dass die Anreise etwas aufwändiger werden würde. Erschwerend kam hinzu, dass aufgrund von Bauarbeiten die Regionalbahn stündlich um 15 Minuten nach ankam … aber eben nicht um 8:15 Uhr 🙁 Mit Blick auf die bevorstehenden Kilometer entschieden wir uns für einen Start um 7:15 Uhr. Damit war klar, dass wir den RE 1 um 5:25 Uhr (!!!) ab Potsdam nehmen mussten. Nach knapp zweistündiger Anreise, recht wenigen Wartezeiten und einer ersten Stärkung am Hauptbahnhof in Berlin stiegen wir – als Einzige – am Endbahnhof in Wensickendorf aus!
Abschnitt 1 nach Wandlitz
Pünktlich um 7:20 Uhr ging es am Bahnhof in Wensickendorf los. Die Temperaturen waren etwas eisig, aber die aufgehende Sonne verhieß einen schönen Tag.
Es dauerte keine 100 Meter bis wir die Hauptstraße verließen, um links über den Stolzhagener Weg in die Natur abzubiegen. Hier zeigten sich die ersten, sehr schönen Landschaftsbilder:
Der festgefrorene Boden ist hart wie Asphalt, aber zu Beginn der Tour bereitet uns das wenig Schwierigkeiten. Wir laufen über den Allee artigen Weg durch die Felder und überlegen, wie es hier wohl im Sommer wäre.
Nach ca. 3,5 Kilometer erreichen wir die Ortsgrenze von Stolzenhagen. Hier werden wir vor die erste Herausforderung gestellt: Vor dem Friedhof soll man rechts über den „Jessepfad“ zur Basdorfer Straße gelangen. Leider ist dieses Grundstück mittlerweile bebaut. Selbst nach längerem Suchen, ließ sich dieser Pfad nicht mehr finden! Also gingen wir ein wenig die Straße weiter in Richtung Ortsmitte und konnten einen privaten Weg über ein Feld nutzen. Auf der Karte sieht man, dass es einfach ist, direkt bis zur Kreuzung weiter zu laufen.
Nun erreicht man bereits den ersten See der Etappe! Das Westufer des Stolzenhagener Sees ist anfangs noch von einigen Häusern verdeckt. Der Weg führt aber bald über die Seepromenade direkt ans Ufer. Hier zeigte sich der See von seiner besten Seite 🙂 Man bleibt am Ufer des Sees bis zu seinem südlichsten Punkt. Hier braucht es nur wenige Schritte, um ans Westufer des Wandlitzsees zu gelangen. Es ist nicht einmal 8:30 Uhr und die Sonne hat noch wenig Kraft. Die Temperaturen halten einige Eisbader nicht davon ab, den frischen Morgen im kalten Nass zu begrüßen.
Wie folgen dem Wanderweg im Uhrzeigersinn um den See. Dieser führt durch Wandlitz, mal mehr, mal weniger nah am See. Sehenswert ist es hier in jedem Fall.
Nach gut 8,5 Kilometer erreichen wir das Zentrum von Wandlitz. Auf dem Platz zwischen dem Bahnhof und dem Strandbad kann man sehr gut rasten. Die Bänke sind trocken und sauber, und es gibt sogar kostenfreie, öffentliche Toiletten!
Abschnitt 2 nach Lanke
Gut gestärkt verlassen wir den Wandlitzsee gen Osten. Die Überquerung der Gleise ist etwas kniffelig. Wahrscheinlich hätten wir auch einfach direkt über den Bahnhof gehen können. Aber der Weg führt gut 200 Meter südlich vom Bahnhof über die Gleise. Hier verlässt man recht schnell wieder den Ort und gelangt in die Natur. Und wieder wird der Wanderer von Wasser begrüßt. In diesem geht man entlang der Drei Heiligen Pfühle. Der Wald wirkt hier fast herbstlich und die Sonne bricht sich wundervoll durch die Bäume.
Der Weg führt vorbei am Regenbogensee in Richtung Liepnitzsee. Hier verlaufen wir uns etwas, weil die Markierungen im Wald ein klein wenig lückenhaft sind. Als wir das nördliche Ufer des Sees erreichen, ist aber klar, wie es weiter geht und der Umweg ist auch nicht so schlimm.
Mittlerweile ist es ca. 10:30 Uhr und man merkt, dass die Gegend bei Wanderern sehr beliebt ist. Die Wege sind aber weit und breit, so dass man sich nicht auf die Füße tritt.
Die Route entlang des Nordufers ist durch die vielen Wegpunkte sehr gut zu erkennen und man sollte auch dieser Beschilderung folgen. Der Track auf Alltrails.com ist hier leider sehr neben der Spur und würde so manches Mal direkt ins Wasser führen!
Wir laufen entlang des Ufers fast über die komplette Länge des Liepnitzsee. Die Sonne hat mittlerweile einiges an Kraft gewonnen, aber die Luft ist immer noch herrlich frisch. Am östlichen Ende des Sees müssen wir uns von diesem verabschieden und nähern uns schnellen Schrittes der Autobahn 11. Fast hätten wir das Seechen übersehen, liegt es doch etwas versteckt im Wald und der Weg ist deutlich höher gelegen.
In Ützdorf kreuzen wir die Straße. Hier hätte man die Gelegenheit für eine Rast und sogar Übernachtung. Aber wir wollen noch die Autobahn kreuzen und bis Lanke laufen, bevor wir das nächste Mal rasten.
In 1500 Meter ist es soweit und wir queren die A11 und gelangen dabei direkt an den Obersee. Auch diesen passieren wir an seinem Nordufer. Kurz vor dem Ende des Sees erreichen wir bei Kilometer 17,5 Uli’s Fischhaus.
Es ist 11:30 Uhr und Uli hat gerade die Feuerschale angeschmissen. Es riecht nach frischem Räucherfisch. Wir rasten hier das zweite Mal und gönnen uns bei herrlichem Sonnenschein eine wohlverdiente Pause mit Fischbrötchen, Fischsuppe und ein oder zwei kühlen Blonden 😉
Da um diese Jahreszeit noch nicht all zu viel auf den Wegen und dem Wasser zu sehen ist, beobachten wir einen Angler, der sein Glück versucht. Wir haben gerade aufgegessen, fängt der Angler ordentlich an zu arbeiten. Er angelt von einem Steg aus und merkt, dass er den Fang nicht zu sich herauf ziehen könnte. Also mache ich spontan ein paar Verdauungsmeter und gehe dem Mann zur Hand. Gemeinsam holen wir einen stattlichen 80cm / 11kg Hecht aus dem Wasser.
Abschnitt 3 nach Biesenthal
Nach dieser wirklich schönen, wenn gleich etwas zu langen Pause machen wir uns auf das nächste Drittel dieser Etappe in Richtung Biesenthal. Der Neustart nach der Pause ist etwas hakelig, aber bald sind die Knie und Knöchel wieder warm. Es braucht nur wenige Schritte und wir erreichen Lanke. Der Ort ist nicht groß und wirkt ein wenig verschlafen. Auf dem festen Rad- und Gehweg läuft es sich sehr gut. Kurz hinter dem Ortsausgang geht es wieder in die Natur … in Richtung Süden zum Hellsee.
Hier beginnt ein weiterer sehr idyllischer Abschnitt dieser Etappe auf dem 66-Seen-Wanderweg. Wir beschreiten das Ost- und Nordufer des Sees für etwas mehr als 2 Kilometer und gelangen am Hellmühler Fließ ins Biesenthaler Becken. Die Gegend ist durch die verschiedenen Fließe sehr wasserreich. Der Wald ist ursprünglich belassen und umgestürzte Bäume liegen über Wege und ins Wasser. Die vielen Eindrücke lassen die Kilometer nur so verfliegen.
Schlussspurt
Wir erreichen bei ziemlich genau Kilometer 24 den Marktplatz in Biesenthal und rasten hier das letzte Mal. Der Ort ist perfekt. Die umliegenden Geschäfte verleiten zum Verweilen, aber wir halten uns nur kurz auf. Die Mittagspause war einfach zu lang und wir wollen unbedingt die Bahn pünktlich erreichen.
Von hier sind es noch gut 5,5 km. Wir könnten die Strecke halbieren und direkt zum Bahnhof in Biesenthal aber natürlich wollen wir die Etappe in Gänze schaffen. Bereits nach einem Kilometer sind wir etwas zu hektisch unterwegs und weichen von der offiziellen Strecke an. Glücklicher Weise führen hier viele Wege nach Rom Melchow 😉
Wie immer sind die letzten 5 km die Schlimmsten. Karli ist mächtig am Fluchen, weil ich ordentlich auf die Tube drücke. Da die Sonne mittlerweile nicht mehr am Himmel zu sehen ist, habe ich einfach keine Lust zu lange auf den nächsten Zug zu warten.
Der letzten 1500 Meter führen parallel zu den Gleisen durch wunderbaren Wald und wir erreichen mit 10 Minuten Puffer den Bahnhof in Melchow!
Rückfahrt
Die Rückfahrt beginnt zwar pünktlich, zieht sich aber wie ein Kaugummi. Klar, wir müssen wieder einmal durch Berlin. Am Ostbahnhof verpassen wir knapp den Anschluss und dürfen noch ein gemeinsames Abschiedsbier nehmen 😉 Nach knapp 12 Stunden geht ein langer, aber sehr schöner Wandertag zu Ende …
Mein Fazit zur 5. Etappe auf dem 66-Seen-Wanderweg
Unterm Strich ist diese Etappe – bis jetzt – die schönste auf dem Rundweg! Sie führt fast ausschließlich durch die Natur auf Wegen mit wenig Beton oder Asphalt. Sage und schreibe acht Seen liegen auf der Route dazu eine Menge Fließe und Bäche.
Unterwegs finden sich nur wenige Orte, diese aber genau an den richtigen Stellen. So kann man alle acht Kilometer eine Rast in einem Ort machen und findet notfalls auch einen Ausstieg mit Bus oder Bahn.
Gerne mehr davon!
Nach diesem tollen Start in die Wandersaison freuen wir uns, schon bald die nächste Etappe auf dem 66-Seen-Wanderweg dann von Melchow nach Leuenberg zu gehen!
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[…] machen wir erst einmal Winterpause und freuen uns auf die 5. Etappe, die uns dann weiter nach Melchow führen wird […]
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